Z00187 Sind dir deine Nachkommen egal? (Pfingst-Sesshin 27.05.2023)

Trotz der uns seit Jahrzehnten zur Seite stehenden wissenschaftlichen Erkenntnisse und der entwickelten Fähigkeiten zur Verhaltensänderung bestimmt weiter der Homo oeconomicus das Weltgeschehen. Er versucht jederzeit, einen persönlichen Vorteil aus seinem Verhalten zu ziehen und setzt auf ein permanent wachsendes Wirtschaftssystem. Doch in einem derart toxischen Umfeld erstickt nicht nur die Erde und ihre Geschöpfe, auch der Homo oeconomicus selbst erkrankt an Körper und Seele und steuert auf den Untergang zu. Daher appelliert Christoph in diesem Teisho an uns, den mitfühlenden Menschen zum Leben zu erwecken. Er betreibt Herzensbildung und erweckt dadurch seine Umgebung. Dazu müssen wir uns von Zeit zu Zeit von der Welt zurückziehen, denn diesen Frieden, der das Verstehen übersteigt, findet die Seele einzig an dem geheimen Ort des Allerhöchsten, wie es Eileen Caddy ausdrückt. Wenn wir das tun, gewinnen wir wahre Einsicht. Zen ist ein Weg, sich mit der Wirklichkeit anzufreunden. Rinzai sagt, es ist nicht notwendig, nach dem außergewöhnlich Wunderbaren zu suchen. Es wird von selbst kommen, wenn wir den Kontakt herstellen in unserer täglichen Praxis.

Literatur:
Eileen Caddy: Herzenstüren öffnen, 48. Auflage 2022, Greuthof-Verlag, ISBN: 978-3-923662-15-9

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Z00186 Ich allein bin heilig im Himmel und auf der Erde. (Pfingst-Sesshin 26.05.2023)

In Koan 57 des Hekiganroku empfiehlt uns Engo, durch die Ausübung von Ki, als der zentralen Lebensenergie, den Gipfel der Erleuchtung zu erlangen. Damit ist die intensive momentane Konzentration von Körper und Geist gemeint, die uns im Laufe der meditativen Praxis mit dem Hier und Jetzt in Kontakt bringt. Einzig unsere Zentrierung, unser Samadhi auf das, was gerade geschieht, lässt uns der Buddhanatur gewahr werden. In der Folge bestimmt die Erkenntnis der untrennbaren Zugehörigkeit alles Existierenden unser Handeln im Umgang mit Mutter Erde und unseren Nächsten.
In ihrem Buch »Herzenstüren öffnen« fragt Eileen Caddy, die Gründerin der Findhorn-Gemeinschaft: »Kannst du wahrheitsgemäß sagen, dass du deine Mitmenschen liebst, dass du dich für sie interessierst, dass du sie schätzt und als deine Familie ansiehst? Oder tolerierst du sie nur gerade und empfindest es als eine wahre Mühe, mit ihnen in Berührung kommen zu müssen?«
Erst wenn wir uns gleichmütig und gelassen in der Ungetrenntheit bewegen, also den Wundergehalt der gesamten Schöpfung zutage fördern, sind wir Meister der Umstände und können mit Joshu sagen: »Ich allein bin heilig zwischen Himmel und Erde.«

Literatur:
Eileen Caddy: Herzenstüren öffnen, 48. Auflage 2022, Greuthof-Verlag, ISBN: 978-3-923662-15-9

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Z00185 Sich unbefangen und vorurteilsfrei im Resonanzfeld des Universums bewegen. (Sesshin 19.03.2023)

Angesichts der auf uns einstürzenden Krisen kann es geschehen, dass wir das Ziel unserer Übung aus den Augen verlieren. Nämlich Meister*in jeglicher Situation und aller Umstände zu sein, wie es Meister Rinzai formuliert. In diesem Teisho beschäftigt sich Christoph Rei Ho Hatlapa anhand eines Abschnitts aus Rinzais Vorträgen mit den Voraussetzungen, die es zu erlangen gilt, damit wir uns frei im Jetzt bewegen können. Dazu müssen wir zuallererst wahre Einsicht und vor allem Selbstvertrauen erlangen, indem wir den Geist aufgeben, der von Moment zu Moment außerhalb herumsucht. Aber auch wenn wir uns nicht mehr in den Fallstricken von Ursache und Wirkung verfangen, gilt es noch, Geburt und Tod zu überwinden. Das alles erreichen wir mit einem Hilfsmittel, das nichts Besonderes ist, verspricht uns Rinzai. Doch warnt er uns auch. Denn wer den lebendigen Buddha nicht jetzt in diesem Augenblick antrifft, der wird als Resultat davon, während er die Gestalt eines Menschen besitzt, in den Geisteszustand eines Esels oder einer Kuh eintreten.

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Z00184 Nicht die Menschen sind unsere Feinde, sondern ihre Irrtümer. (Sesshin 18.03.2023)

Mit dieser Aussage lädt Thích Nhất Hạnh uns ein, unsere Mitmenschen mit offenem Herzen anzuschauen und dabei zu erkennen, dass wir bei aller Unterschiedlichkeit in der Essenz identisch sind. Wir teilen uns die gleiche Wurzel, wie es Fall 40 des Hekiganroku »Nansens – Diese Blume« beschreibt. Doch diese Haltung zu praktizieren, ist eine lebenslange Herausforderung für uns. Denn unser Grundirrtum besteht darin, die mit unseren Sinnen wahrnehmbare Welt von dem zu trennen, was wir selbst sind. Daher sagt Nansen: »Die Menschen von heute sehen diese Blume, als wären sie in einem Traum.« Aber erst wenn der Verstand in seiner Aktivität gestoppt wird und diese hinweggefegt wird, kommt der Eisenbaum zur Blüte und wir können wie Jō Hosshi sagen: »Alle Dinge und ich sind aus dem gleichen Stoff.« Zu dieser welterschütternden Erfahrung verhilft uns Zazen.

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Z00183 Chōka Dōrins »Tue Heilsames, meide Unheilsames und wecke den Geist des Mitgefühls in deinem Herzen.« (Sesshin 26.02.2023)

An Ōi Saidan Roshis Geburtstag erinnert Christoph an seinen japanischen Zenlehrer. Er starb 2018 im Alter von 103 Jahren und war der 83. Rinzai-Patriarch.

In den achtziger Jahren gab Ōi Saidan Roshi der ersten Zendo im Lebensgarten den Namen »Choka«. Dazu luden ihn die in der damals noch unrenovierten Meditationshalle brütenden Rotschwänzchen und die großen Kiefern auf dem Gelände ein, aber auch der Zenmeister Chōka Dōrin (741–824), der in einer Kiefer unter einem Vogelnest lebte. Berühmt ist sein Gespräch mit dem Provinzgouverneur und Dichter Bai Juyi (772-846), das in Koan 225 des Kattōshū festgehalten ist. Darin sagte er zu Chōka Dōrin: »Ist es nicht gefährlich, dort oben zu sitzen?«
Der Meister antwortete: »Du bist in einer weitaus gefährlicheren Lage!«
»Und was ist gefährlich daran, diese Provinz zu führen?«
»Die Leidenschaften brennen, der Verstand ruht nie. Was könnte gefährlicher sein als das?«
Bai Juyi fragte dann: »Was ist die Essenz der Lehre des Buddha?«
»Tue Heilsames, meide Unheilsames und wecke den Geist des Mitgefühls in deinem Herzen.«
Da rief Bai Juyi: »Das weiß jedes Kind!«
»Ja«, antwortete Chōka Dōrin darauf, »jedes Kind hätte dir das sagen können, aber selbst dieser achtzigjährige Mann kann es nicht und muss es jeden Tag aufs Neue üben.«
Bai Juyi verbeugte sich und reiste ab.

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Z00182 Großzügig handeln – ohne ein Konzept von Großzügigkeit zu haben. (Sesshin 25.02.2023)

In diesem Teisho beschäftigt sich Christoph mit dem vierten Abschnitt des Diamant-Sutras und der Praxis einer Freigebigkeit, die sich auf keinerlei Vorstellungen stützt. Bei einer solchen Großzügigkeit geht es weniger um den Austausch von Materie. Vielmehr ist unsere Präsenz das größte Geschenk, das wir machen können. Dabei gehen wir mit unserem Gegenüber eine Herzensverbindung ein und praktizieren wie Avalokiteshvara raumgebendes Zuhören, indem wir beispielsweise die Mittel der gewaltfreien Kommunikation anwenden. Von einer solchen Freigebigkeit sagt der Buddha: Das Glück, das diesem tugendhaften Handeln entspringt, ist so groß wie das Weltall.

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Z00181 Daizuis »Es wird mit dem anderen vergangen sein.« (Sesshin 15.01.2023)

In Koan 29 des Hekiganroku stellt ein Mönch die brennende Frage: »Wenn das Kalpa-Feuer aufflammt und der große Kosmos zerstört ist, möchte ich wissen, ob ES vergeht oder nicht vergeht?« Mit diesem ES ist hier das letztendliche Ding, der Urgrund unseres Seins, die Leerheit gemeint. Daizui sagt: »Es wird vergehen.« Darauf wiederholt der verzweifelte Mönche seine Frage: »Dann wird ES mit dem anderen vergangen sein?« Die Antwort Meisters Daizuis raubt dem Mönch den letzten Strohhalm, an den er sich klammert: »ES wird mit dem anderen vergangen sein.«

Im Zen gibt es keine absoluten Wahrheiten. Alles was bleibt, ist uns im Hier und Jetzt zu beheimaten. Das tun wir, indem wir Zazen praktizieren und unsere Präsenz schulen. Dann wird unser Leben davon getragen, was wir im gegenwärtigen Moment erleben und es erschließt sich uns das Zen-Sprichwort »Auch wenn der Mond untergeht, er verlässt doch nie das Universum.« Im Untergang gibt es nur den Untergang. Im Aufgang nur den Aufgang. Nur das, was gerade da ist. ES offenbart sich als Aufgehen und Untergehen. Aber ES ist nicht getrennt davon und schaut auf den Untergang oder Aufgang. In diesem Sinne kann ES nicht untergehen. Wir gehen vielleicht unter, wenn das Kalpa-Feuer kommt, aber wir verlassen nicht das Universum. Und das ist unser Trost.

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Z00180 Kein Verdienst. Leere Weite, nichts Heiliges. (Sesshin 14.01.2023)

In seinem Vortrag legt uns Christoph das Buch »Delight in One Thousand Characters « von Kazuaki Tanahashi ans Herz und ermutigt Kalligrafie-Interessierte, es zu studieren. Bei dem Werk handelt es sich um die englischsprachige Präsentation des »Thousand Character Essay«, eines Meisterwerks der chinesischen Kalligrafie, das als klassisches Trainingsbuch dieser Kunstform dient. In China wird es bereits Kleinkindern als Schlaflied vorgesungen, zum Lesen- und Schreibenlernen verwendet und als Bibliotheksindex eingesetzt. Das Lehrbuch in Form eines Gedichts enthält in 250 Versen zu je vier Zeilen genau 1000 Zeichen, von denen jedes nur einmal verwendet wird. Kazuaki Tanahashi erläutert darüber hinaus die Geschichte, geografische Reichweite sowie ästhetische Feinheiten des Essays und erklärt die Bedeutung jedes Zeichens. Ein wunderbares Buch und Kulturträger.
Für Zenübende ist außerdem interessant, dass die »In Reimform gesetzten tausend Zeichen von Wang Xizhi« (deutsche Übersetzung des Originaltitels) um 540 herum von Kaiser Wu von Liang beauftragt wurden, der uns unter anderem im ersten Fall des Hekiganroku begegnet. Als Förderer des Buddhismus erkundigt sich der Kaiser bei einem Treffen mit Bodhidharma nach dem Verdienst seines unermüdlichen Einsatzes. Bodhidharmas Antwort »Kein Verdienst« stellt den Kaiser nicht zufrieden und er bittet um eine Erklärung. »All diese Bauten und Kunstwerke sind wie Schatten von Formen und nicht echt«, lautet Bodhidharmas Antwort. Darauf will Kaiser Wu wissen, was ein echter Verdienst sei. Bodhidharma sagt: »Wenn die reine Weisheit vollständig ist, ist deren Essenz leer und heiter. So ein Verdienst kann nicht durch weltliche Handlungen erreicht werden.« Darauf stellt der Kaiser die Frage, die Gegenstand des Koan ist: »Was ist das grundlegende Prinzip der heiligen Lehre?«

Literatur:
Kazuaki Tanahashi: Delight in One Thousand Characters , The Classic Manual of East Asian Calligraphy, Shambhala Publications Inc, 2022, ISBN: 978-1-61180-873-5

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Z00179 Mit meinem ganzen Herzen will ich allen Wesen überall im Universum dienen (Rohatsu 08.12.2022)

Dieser Schwur ist als »Die Vergeltung der Güte des Buddha« bekannt und wird im Śūraṅgama-Sūtra angesprochen sowie in Fall 122 des Shūmon Kattōshū mit dem Titel »Als der Buddha geboren wurde«. Seit Buddhas Lebzeiten wird der lebendige Buddhadharma durch die Übertragungslinie von Generation zu Generation weitergegeben. Es liegt eine große Kraft in dieser Ahnenreihe, die während des Rohatsu mehrfach rezitiert wird.
Am 8. Dezember, dem Erleuchtungstag des Buddha, geht Christoph Rei Ho Hatlapa besonders auf das Leben und Wirken Bodhidharmas ein. Der erste chinesische Zen-Patriarch begegnet uns in einigen Koans, so auch im 4. Fall des Mumonkan, in dem Wakuan fragt: »Warum hat der Fremde aus dem Westen keinen Bart?«
Bodhidharma, der einen mächtigen Bart besaß, meditierte neun Jahre vor einer Felswand in der Nähe des Shaolin-Tempels. Damals kaum bekannt, wird er heute wegen seiner Unerschütterlichkeit verehrt, mit der er für den Dharma schweigend eintrat. Berühmt wurde er als Begründer des Kung Fu und gilt auch als Stifter des Teeweges. Der Legende nach riss er sich die Augenlider aus, um zu verhindern, während der Meditation einzuschlafen und dort, wo seine Lider hinfielen, spross ein Teebusch. So wie Bodhidharma den Buddhismus in China bekannt machte, ist es heute unsere Aufgabe, den Buddhismus in Europa zu entwickeln und die Güte des Buddha zu vergelten.

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Z00178 Buddha mit dem Sonnengesicht, Buddha mit dem Mondgesicht (Rohatsu 07.12.2022)

Anhand des 3. Falls des Hekiganroku spricht Christoph über den Umgang mit Herausforderungen wie Schmerzen, Krankheit oder dem drohenden Tod, in denen sich auch das Erwachen ausdrücken kann. Denn Krankheitszustände können uns unter Umständen zu innerer Kraft führen. Aber auch die Suche nach dem Erwachen selbst ist ein Weg mit vielen Aufs und Abs, auf dem uns drei Aspekte unterstützen: der große Entschluss, der große Glaube und das große Vertrauen. Davon erzählt Grimms Märchen von der Kristallkugel und zeugt Setchos Gedicht zum Koan:

Sonnengesichtbuddha, Mondgesichtbuddha!
Wie blass sind die drei heiligen Herrscher und die fünf edlen Kaiser!
Zwanzig Jahre lang hatte ich fürchterliche Kämpfe durchzustehen,
wenn ich für euch in die Drachenhöhlen hinabstieg.
Die Mühsal spottete jeder Beschreibung.
Ihr klarsichtigen Mönche – macht bloß kein Aufhebens darum.

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