Z00177 Picken und Klopfen (Rohatsu 06.12.2022)

Der Meister wacht über den Durchbruch seines Schülers zur absoluten Wirklichkeit und klopft im richtigen Moment von außen an die Egoschale, während sein Schützling von innen pickt. Diesen subtilen Vorgang, bei dem das Timing über die Lebensfähigkeit des Schülers entscheidet, beschreibt Fall 16 des Hekiganroku. Es handelt sich dabei um den klassischen Weg des Erwachens.
Wie sich das Erwachen von der Schüler-Lehrer-Beziehung unabhängig machen lässt, beschäftigte den Religionsphilosophen Shin’ichi Hisamatsu (1889 – 1980). Mitte des 20. Jh. gründete er die FAS-Association, deren Initialen bedeuten: F = Formless Self (formloses Selbst), A = All-mankind (gesamte Menschheit) und S = Superhistorical history (übergeschichtliche Geschichte). Hisamatsu schlug einen Weg ein, auf dem sich die Gruppe beim Erwachen gegenseitig unterstützt.
Das wahre Selbst vergleicht Hisamatsu mit einer Raupe, die sich verpuppt und schließlich ihre Schale als Schmetterling durchbricht. Dabei verneint sich die Puppe selbst, erlangt Freiheit von sich selbst und wird so zum Schmetterling. Für jede Raupe ist der Schmetterling ihre eigene ursprüngliche Form, die sich beim Durchbruch der Puppe aus ihrer Hülle entwickelt.
Der Übende entwickelt also nur das, was in ihm enthalten ist. Mit seinem Durchbruch erkennt er die Verbundenheit aller Wesen. Beim Handeln aus dem wahren Wesen heraus fördert er schließlich auf natürliche Weise das Erwachen der Mitübenden und tauscht sich mit ihnen aus. Jeder einzelne stärkt die Gruppe mit seiner Achtsamkeit und Präsenz.

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Z00176 Das, was ich kenne, kennt nicht jeder. Das, was jeder kennt, kenne ich vollkommen (Rohatsu 05.12.2022)

Immer mehr Menschen fühlen sich trotz zunehmender Geschäftigkeit einsam. Die innere Leere bekämpfen viele mit Konsum in Form von Einkaufen, Sport und Reisen oder sie suchen Hilfe in Büchern. Einige bitten einen Meister um Belehrung, wie es auch Jushū Ryōsui in Koan 175 des Shūmon Kattōshū tut. Doch erst wenn es uns gelingt, Heimat in uns selbst zu finden, werden wir uns selbst eine Insel, wie es der Buddha ausdrückte. Dazu richten wir in der Meditation die Aufmerksamkeit nach innen und kommen wieder mit uns selbst in Kontakt. Wir befreunden uns mit unserem heimatlosen Selbst, bis es sein Zuhause in uns findet. Gerade die intensive Zeit des Übens während des Rohatsu-Sesshin lädt uns zu diesem Prozess ein. Damit wir Bewusstsein und bewusstes Sein wieder zusammenbringen und irgendwann wie Ryōsui von uns sagen können: Das, was ich erfahren habe, kennt nicht jeder. Das, was jeder kennt, kenne ich vollkommen.
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Z00175 Entsteht schlechtes Karma aus Wohlstand? (Rohatsu 04.12.2022)

Am Beispiel des Falls 145 aus dem Kattōshū erläutert Christoph Rei Ho Hatlapa, dass es im Buddhismus um das Loslassen des Anhaftens und das Erwachen zur Wirklichkeit geht. Doch bleibt der Erwachte nicht in Leerheit versunken, sondern begegnet der Welt in allen Aspekten, auch den gefährlichen und bösen. Basierend auf seiner Erkenntnis, dass alles miteinander verbunden ist, findet er dabei geschickte Mittel, damit die Menschen aus der Welt der Getrenntheit und des Gegeneinanders hinausfinden. So lässt sich beispielsweise mithilfe der gewaltfreien Kommunikation entdecken, dass es weder gute noch schlechte Gefühle oder Bedürfnisse gibt. Alles, was wir fühlen, und alles, was wir brauchen, ist förderlich als Lebensmotiv. Die Vision des Buddha, dass es auf Weisheit und Mitgefühl ankommt, bezweckt nicht die Vermeidung schlechten Karmas. Es handelt sich vielmehr um treibende Motive der Menschheitsentwicklung. Wenn wir Mitgefühl für uns selbst, für andere und für die Erde entwickeln, erlangen wir die Fähigkeit, gemeinsam selbst durch die Hölle zu gehen und verwandeln diese Erde in einen paradiesischen Ort.

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Z00174 Seinen eigenen Ausdruck entwickeln (Rohatsu 03.12.2022)

Fall 248 aus der Koansammlung Kattōshū handelt davon, wie Kyōzan Ejakus Kreisfiguren entstanden. Von Tangen Ōshin erhält Kyōzan eine schriftliche Unterweisung in der Bedeutung der Kreisfiguren, die bis auf den Sechsten Patriarchen zurückgeht. Doch anstatt die Schriften sorgsam aufzubewahren, verbrennt Kyōzan sie, nachdem er sich deren Inhalt angeeignet hat. Als sich Tangen nach dem Verbleib der Ausführungen erkundigt, verweist Kyōzan auf die Wichtigkeit der Praxis und legt sein Verständnis der Überlieferungen zu Tangens Zufriedenheit schriftlich dar. Kyōzan gründete gemeinsam mit Isan Reiyū die Igyō-Schule, die für den Gebrauch des Kreises berühmt war.
In China wurden Kreise meist mit der Hand in die Luft gemalt als Begrüßung, Belehrung oder Ausdruck der Leerheit. Das Zeichnen des Ensō (jap. für Kreis) auf Papier spielt erst seit dem 13. Jahrhundert im japanischen Zen eine Rolle. Ensō bildet keine ideale Kreisform ab und hat meist ein offenes Ende. Dabei geht es um die Darlegung des eigenen Ausdrucks, der sich zwar weiterentwickeln lässt, aber in seiner Einzigartigkeit den jeweiligen Augenblick vollkommen widerspiegelt. Jedes Ensō offenbart viel über seinen Künstler oder anders ausgedrückt: Hinter einem kalligrafischen Strich kann sich kein Mensch verstecken.

Literatur:
Kazuaki Tanahashi: Brush Mind, überarbeitete Ausgabe, Createspace Independent Pub, 2009, ISBN: 1439254907, 9781439254905
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Z00173 Die Bedeutung des Schweigens im Zazen

Christoph erinnert die Gemeinschaft der Übenden an das noble Schweigen. Im Teeweg ehren wir mit dem letzten unserer vier Schlucke die Stille als besonderes Merkmal der Übung. Als Vertiefung erläutert er den Fall 84 des Hekinganroku: „Yuima’s Tor zum Einzig Wahren.“ Yuima (=Vilamakirti) war krank. Dennoch wollte ihm niemand die Grüße des Buddha ausrichten – hatten doch alle Angst vor seiner Geisteskraft. Schließlich ging Manjushri mit großer Begleitung zu ihm. Yuima fragte zur Begüßung: „Was ist das Tor zum Einzig Wahren?“ Nach Manjushris Antwort stellte dieser Yuima die gleiche Frage. Yuima antwortete mit seinem donnernden Schweigen. – Dieses Schweigen ist eine Qualität, die wir im Zazen auch selber erleben können. Christoph ermutigt uns, mit Hilfe des Schweigens die 8 Jhanas, die 8 Stufen der Konzentration, zu erforschen. Dann können wir erkennen, daß die soziale Normalität vor dem Erforschen des Schweigens eine andere ist als die danach.
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Z00172 Getreten werden ohne Ärger (Herbstsesshin 7.10.2022)

Ein Mönch fragte Jimyo Soen: „Was ist der Weg?“ Jimyo antwortete: „Obwohl er getreten wird, macht er keinen Ärger.“ Dieser Fall 245 des Kattoshu ist der Ausgang des Problems, wie wir mit Ärger umgehen. Oft wirkt unser Ärger lebensfeindlich.

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Z00171 Der Zenmeister Joshu als Brückenbauer des Geistes und als Krieger des Herzens

Im Hekiganroku, Fall Nr. 52, Joshus Steinbrücke, wird geschildert, wie ein Mönch, der den Meister Joshu noch nicht als Brückenbauer erkennen kann, sich mit einer provokativen Frage an ihn wendet.
Für den Bodhisattva geht es darum, auch in schwierigen Situationen und auch wenn seine Bemühungen nicht mit offenen Armen aufgenommen werden, Brückenbauer zu bleiben.
Die Aktionen des Earthsteward Netzwerkes, die von Danaan Parry in Vietnam begleitet wurden, zeigen, dass es auch in einer anscheinend unauflöslich verfeindeten Situation möglich ist, mit der Kraft des Kriegers des Herzens neue Brücken zu bauen und zur Versöhnung beizutragen.

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Z00170 Die vier Bodhisattvagelübde (Sommersesshin 8.7.2022)

Ausgehend von der Unsicherheit bezüglich der Frage, was wir eigentlich mit unserem Leben anfangen wollen, wählen wir bewusst eine Intention, mit der wir dann konsequent unterwegs sein können. Anhand der Gründung des Lebensgartens und der damals gesetzten Intentionen erläutert Christoph die Voraussetzungen für die Umsetzung von Visionen. Bei deren Manifestation und auch bei der Befolgung der Gelübde können uns die Paramitas Orientierung bieten, nämlich: Freigebigkeit (Dāna), ethische Richtlinien (Śīla), Geduld (Kṣānti), Tatkraft (Vīrya), Meditation (Dhyāna), Weisheit (Prajñā). In Richtung der Befreiung aller Wesen zu gehen kann aber auch schon mit einem raumgebenden Zuhören beginnen.

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Z00169 Unsere inneren und äußeren Fesseln überwinden (Sommersesshin 7.7.2022)

Wenn der persönliche Erfahrungs- und Entwicklungsprrozess durch idealisierte Vorstellungen von was auch immer, und sei es einem Bild des Buddhha, behindert wird, dann ist es Zeit, diese Idealbilder zu eleminieren.
Unsere Bindung durch Muster, Erfahrungen und durch Geschichten, die wir uns erzählen kann uns darin hindern wahre Selbstverantworung zu übernehmen.
Durch die Übung des Zen wollen wir uns fähig machen, vollständige Selbstverantwortung übernehmen zu können. Dazu gehört auch das Ablegen von einschränkenden Verhaltensmustern. Wenn Rinzai sagt: ’Töte die Altvorderen!’ und: ’Wenn du Buddha triffst, dann töte Buddha!’, dann fordert er uns auf, uns von hinderlichen Idealismen und von nicht mehr lebensdienlichen Mustern frei zu machen. Denn alle Dharmas, alle Erscheinungsformen, sind nach Meister Rinzai nur als Durchgangsphänomene existent und wir stehen uns selber im Wege, wenn wir an ihnen festhalten. Um das aber schaffen zu können, müssen wir unangenehmen Situationen standhalten und wirklich – in uns selber – hinschauen. Dann können wir tatsächlich für unsere eigene Befreiung eintreten.
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Z0151 Dana und die 6 Vollkommenheiten (Teisho vom August 1999)

Christoph spricht über Dana (übersetzt als Freigebigkeit oder Großzügigkeit) im Verständnis jenseits von materiellem Wert. Welche Art von Reichtum haben wir tatsächlich zu geben?
Ein Beispiel ist unsere Präsenz, die wir unserem Gegenüber schenken, in Form als Einfühlung, als Verständnis, als gute Kommunikation. Aber auch Versöhnung, Dankbarkeit oder Raum geben für Entwicklung oder Klarheit, kann als Dana verstanden werden.
In unserem erwachsenen Leben, haben wir manchmal die Vorstellung, dass unsere Batterie leer sei. Geben fühlt sich dann als einseitiger Prozess an.
In der Zen Übung können wir eine andere Form von Geben erfahren: Geben als Prozess des Durchströmtwerdens; wie bei einem Kanal; hier fließt die Energie ab, dort fließt neue Energie zu.
Wir können dem Strömen eine Richtung geben – aber, das Strömen kommt von alleine, wenn wir es zulassen.
Die meisten Dinge, die wir zu geben haben, sind nicht in Mark und Pfennig zu berechnen.
Wir können ein Tempel ohne Tor sein. (Abschlussgeschichte).
Erklärung der 6 Paramitas:
Paramita = Prozess des Transzendierens (Die sechs Tugenden/Vollkommenheiten)
Dana – Großzügigkeit
Sila – „Verkehrsregeln auf dem Weg der Erleuchtung“ (Richtlinien)
Kshanti – Weitherzigkeit (Geduld)
Virya – Entschlusskraft
Dhyana – Besonnenheit (Versenkung)
Prajna – Weisheit / Einsicht