Z00214 Ihr alle seid nichts anderes als Buddha! (Zendo-Einweihung 24.02.2024)

Die Huaku Ba Zen Kutsu in Springe wurde von Christoph Rei Ho Hatlapa am 24. Februar 2024 eingeweiht. Der Name der Übungshalle lehnt sich an den Weiß-Pferd-Tempel in China an, von dem aus sich der Buddhismus dort verbreitete. Manchmal bedarf es eben nur weniger Menschen, die den entscheidenden Impuls geben. So war es auch mit Bodhidharma, der lediglich vier Schüler hatte und zu einer entscheidenden Geistesgröße mit Millionen von Nachfahren wurde. Dabei ist das, was er den Menschen zeigte, nichts Besonderes, wie es Meister Linji im Rinzai Roku, Abschnitt X beschreibt. Es ist nur, sich nicht von anderen täuschen zu lassen. Damit die Kraft, mit der wir ursprünglich ausgerüstet sind, unverzüglich wirken kann. Wenn wir aber den lebendigen Buddha nicht jetzt in diesem Augenblick antreffen, werden wir für immer in den drei Reichen, dem Reich der instinktiven Vorlieben, der materiellen Vorlieben und der geistigen Vorlieben herumirren. Nur wer den Geist aufgibt, der von Moment zu Moment außerhalb herumsucht, der ist so, wie er ist, ein Mensch im Frieden, der zum wahren Selbst zurückgekehrt ist. Dazu lädt nun auch die Huaku Ba Zen Kutsu ein.

Huaku Ba Zen Kutsu – Bodywork am Deister (https://bodywork-am-deister.de)

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Z00213 Lauft auf dem Wasser, als sei es Land! (Pfingst-Sesshin 20.05.2024)

An Pfingsten wird traditionell die Ausgießung des Heiligen Geistes gefeiert. Für die Jünger war das ein nachdrücklich emotionales Erlebnis, denn sie hörten göttliche Stimmen, sprachen plötzlich in Zungen und legten ergriffen stotternd Zeugnis von der tiefen Weite und Grenzenlosigkeit ab, die sie erlebten.
Denn es ist immer das Licht in uns, das uns ängstigt, nicht etwa die Dunkelheit. Dabei wurden wir geboren, um Gottes Ruhm, der in uns steckt, zum Ausdruck zu bringen. Doch nur, indem wir unser eigenes Licht scheinen lassen, befreit unsere Präsenz automatisch andere. Der Meister der Umstände bewegt sich frei in der Welt und fühlt sich dabei verantwortlich für das, was ihm begegnet. Sein Geist nimmt alle Umstände in sein Herz oder wie Rinzai es ausdrückt: »Wenn ihr überall die Umstände nutzt, dann springt ihr auf im Osten und sinkt nieder im Westen. Springt auf im Süden und sinkt nieder im Norden. Springt auf in der Mitte und sinkt nieder am Rand. Springt auf am Rand und sinkt nieder in der Mitte. Lauft auf dem Wasser, als sei es Land und lauft auf dem Land, als sei es Wasser.«

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Z00212 Ein Zeichen für spätere Generationen setzen. (Pfingst-Sesshin 18.05.2024)

Christoph Rei Ho Hatlapa geht in diesem Teisho der Frage nach, wie wir zu einer konkreten, aktiven und engagierten Liebe unserem Planeten gegenüber zurückkehren können. Denn maßgeblich verantwortlich für das Leiden der Erde wie auch der Menschheit ist unser Bewusstsein der Getrenntheit, verbunden mit der Angst zu kurz zu kommen, zu unterliegen. Dabei ist unser wahrer Geist von Liebe und grenzenloser Freiheit erfüllt. Ein wunderbares Lernfeld ist da die Liebesbeziehung, in der wir Hingabe und Mitgefühl wieder freilegen können. Das Weibliche wächst spirituell, indem es lernt, als Liebe zu leben, anstatt auf sie zu hoffen. Das Männliche wächst spirituell, indem es lernt, als Freiheit zu leben, anstatt darum zu kämpfen. Wenn wir in unseren Partnerschaften den Geist der Hingabe kultivieren, weiten wir diesen anschließend auf den Beziehungsalltag mit unserer Erde aus und kehren zur Allverbundenheit zurück. Dann entwickeln wir wieder Freude am Anpacken und legen los wie Rinzai, der Bäume pflanzte, um einen natürlichen Rahmen zu schaffen und auch damit ein Zeichen für spätere Generationen setzte.

Literatur:
David Deida: Sex als Gebet: Leitfaden für Frauen und Männer zu ekstatischer Liebe und Leidenschaft, Kamphausen Media GmbH, 3. Auflage 2012, ISBN: 978-3-89901-442-6

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Z00211 … der Schaum der Wellen wäscht den Himmel rein. (Pfingst-Sesshin 17.05.2024)

In Fall 55 des Hekiganroku weigert sich Dôgo wieder und wieder seinem Schüler Zengen, die Frage nach Leben und Tod zu beantworten. Erst als Dôgo bereits gestorben ist, erlangt sein Schüler Verwirklichung bei Sekisôs gleich lautender Antwort: »Ich würde es dir nicht sagen.«. Früher oder später geht es uns allen wie Zengen und wir fragen uns, was geschieht, wenn wir sterben. Die einen glauben an ein ewiges Leben, die anderen an Wiedergeburt und wieder andere an Garnichts. Doch kein Konzept und keine Theorie nimmt es uns ab, unsere ureigene Antwort auf diese existenzielle Frage zu finden. Wir müssen das selbst rauskriegen. Im Zen wird vom Sterben auf dem Kissen gesprochen. Gemeint ist damit der psychologische Tod unserer Konzepte und Vorstellungen, indem wir im Laufe der Übung lernen, zunehmend im Hier und Jetzt zu bleiben. Dabei verliert die Frage nach Leben und Tod an Bedeutung, bis sie schließlich irgendwann verblasst. Dann geht das große Leben über Leben und Sterben hinaus. Aber auch diese beglückende Erfahrung lässt sich nicht verschenken, so sehr wir das auch möchten.

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Z00210 Lass täuschende Gedanken fallen. (Sesshin 13.04.2024)

In Fall 82 der Koansammlung Shūmon Kattōshū antwortet Fenzhou Wuye, wenn immer ihm eine Frage gestellt wird: »Lass täuschende Gedanken fallen.« Dabei handelt es sich sozusagen um das Ein-Finger-Zen dieses Meisters, der kurz bevor er starb, zu seinen Mönchen sagte: »Eure Natur, die ihr seht, die sieht, hört, wahrnimmt und erkennt, hat das gleiche Alter wie der leere Raum und wird weder geboren noch ausgelöscht. Alle Zustände sind ursprünglich leer und es gibt nichts zu erreichen. Wenn ihr euch immer bewusst seid, dass alle Dinge leer sind, dann gibt es nichts, worin man sich reinhängen könnte. Auf diese Weise nutzen die Buddhas ihren Geist. Bemüht euch immer, dies zu praktizieren.« Ōi Saidan Roshi, der am 26. April 1915 geboren wurde und Christoph Rei Ho Hatlapas Lehrer war, beschrieb den Kernpunkt des Buddhismus und Zen mit den Worten: »Entwickle das Heilsame und läutere deinen Geist.« Wenn wir Zazen konsequent praktizieren, lassen wir täuschende Gedanken fallen und verbinden uns mit der Grenzenlosigkeit. Dadurch lernen wir, angenehme wie unangenehme Erscheinungen unserer Lebenswirklichkeit willkommen zu heißen. Dann nehmen wir den Glanz des Buddha, der still das ganze Universum erleuchtet, wieder wahr und in diesem Augenblick ist das Universum in den zehn Richtungen die eine leuchtende Perle.

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Z00209 Das Universum in den zehn Himmelsrichtungen ist eine leuchtende Perle. (Sesshin 16.03.2024)

Diesen Ausspruch Meister Genshas kommentiert Dôgen im vierten Kapitel des Shôbôgenzô und auch Christoph Rei Ho Hatlapa stellt ihn in den Mittelpunkt seines Teishos. Denn oft erleben wir Augenblicke, in denen wir das Leuchten der Perle nicht verstehen und in die Ungeborgenheit fallen. Doch Dogen sagt, dass selbst die Hölle, dieser schwarze Berg, in der nicht ein einziges Fünkchen Licht zu sehen ist, die eine leuchtende Perle ist. Sollte es uns gar gelingen, sie einem anderen umzuhängen, dann wird es wie im Rausch sein. Einem Rausch der Selbstvergessenheit, in dem wir von der gegenseitigen Durchdringung aller Bereiche des Universums erfüllt sind. Um das zu erfahren, müssen wir jedoch ergründen, wer wir selbst sind. Das ist eine zeitaufwändige Forschungstätigkeit, bei der wir jeden Stein umdrehen, bis wir aus der Welt der Trennung geschleudert werden und den Sonnenschein wie auch die schwierigen Seiten des Lebens als zu uns gehörig erleben. Denn sich selbst vergessen bedeutet, mit allen Dingen verwandt sein und mit ihnen in Harmonie leben. Wir wandeln dann auf dem Weg der einen Perle, die mit ihrer Leuchtkraft die zehn Richtungen durchdringt, und alle Dinge erleuchten uns, auch wenn wir das einmal nicht sehen können.

Literatur:
Eihei Zenji Dôgen: Shōbōgenzō – Die Schatzkammer des wahren Dharma: Gesamtausgabe, Angkor Verlag, 1. Auflage 2008, ISBN: 978-3-93601-858-5

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Z00208 Reden und Schweigen sind beide falsch. (Sesshin 18.02.2024)

In Koan 24 des Mumonkan möchte ein Mönch wissen, wie er Reden und Schweigen überschreiten kann. Christoph Rei Ho Hatlapa weist in seinem Teisho darauf hin, dass diese beiden Geistestätigkeiten als nach innen und außen gerichtete Aktion aus einer Welt der Getrenntheit stammen. Wollen wir aber über das normale Verständnis von Reden und Schweigen hinausgehen, müssen wir in die zusammenhängende Wirklichkeit des großen Lebens vorstoßen. Im vorliegenden Beispiel tut das Fuketsu, indem er aus dem tiefen Samadhi auftauchend von ganzem Herzen ein Gedicht rezitiert: »Ich erinnere den Frühling in Kônan, wo die Rebhühner singen. Wie wunderbar duften die zahllosen Blumen.«

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Z00207 Jeder Atemzug ein Sutra. (Sesshin 17.02.2024)

Im dritten Koan des Shōyōroku fragt ein ostindischer König den Patriarchen Prajñātārā, warum er keine Sutren rezitiere. Prajñātārā antwortet, er rezitiere ständig das Sutra der Soheit. Mit jedem Atemzug eine Schriftrolle. Warum also rezitieren wir im Zen trotzdem ständig Sanskritsutren in ihrer sinojapanischen Fassung, die selbst Japaner und Chinesen nicht verstehen? Wir tun das, weil die Reihenfolge der Klänge und Laute mantrisch wirkt, das endokrine System anregt und unsere Energie steigert. Außerdem stoßen wir überall auf der Welt auf dieses globale Energiefeld und können einfach mitrezitieren. Gleichzeitig rezitieren wir natürlich das Sutra der Soheit. Nämlich immer dann, wenn wir wirklich auf den Atem achten und uns vollständig bewusst sind, was dabei geschieht, in unserem Körper in Verbindung mit dem Universum. Ein derartiges Ein- und Ausatmen könnte eine große Wirkung in der Welt entfalten, wenn es viele Menschen täten.

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Z00206 Die Liebe befreit aus jeglichem Bildnis (Sesshin 13.01.2024)

Wer sich selbst vergisst, wird von allen Dingen erleuchtet, sagt Dogen. Doch wie gelingt es, alle Selbstbilder loszulassen? Christoph Rei Ho Hatlapa verweist in diesem Teisho mit einem Zitat von Max Frisch, auf unsere bemerkenswerte Fähigkeit zu lieben: Denn gerade von dem Menschen, den wir lieben, können wir am mindesten aussagen, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben darin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. Wir wissen, dass jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet und dass auch dem Liebenden sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte. Vieles sieht er wie zum ersten Male. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis.
In eben diesem Sinne liegt der wesentliche Segen eines Sesshin darin, dass wir fähig werden, bedingungslos zu lieben und damit konzeptlos wahrzunehmen. Dann hören wir endlich auf, etwas erreichen zu wollen. Weil wir sowieso immer das große Leben ausdrücken und immer vom großen Leben ausgedrückt werden. Wenn wir auf diese Weise vertrauen, dann ist das Einzige, was uns übrigbleibt, dankbar zu sein.

Literatur:
Max Frisch: Tagebuch 1946-1949, Suhrkamp-Verlag, 17. Auflage 2023, ISBN: 978-3-518-37648-5

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Z00205 Bäume und Vögel, alle meditieren Buddha und Dharma. (Rohatsu 07.12.2023)

Anhand eines Auszuges aus Fall 231 des Kattôshû befasst sich Christoph Rei Ho Hatlapa mit der Frage, wie es sich mit unserem Mitgefühl gegenüber den nichtfühlenden Gegenständen verhält. Betrachten wir dazu Dinge des täglichen Lebens, können wir feststellen, dass alles, was der Kosmos enthält, erforderlich ist, damit beispielsweise ein Möbelstück entsteht. Man braucht Holz, einen Tischler, Zeit. All diese Voraussetzungen haben wiederum andere Bedingungen. Damit das Holz entsteht, braucht es den Wald, den Sonnenschein, den Regen. Der Handwerker braucht seine Eltern etc. Betrachten wir einen Gegenstand auf diese Weise, sehen wir ihn auf eine neue Art. Wir beginnen ihn zu achten und zu ehren und zu erhalten. Fühlen wir diesem Bedingungszusammenhang noch tiefer nach, indem wir wie in Koan 37 des Mumonkan zur Eiche im Garten werden, sagen wir darüber niemals etwas mit dem Mund, mit dem uns unsere Eltern geboren haben. Vielleicht verstehen wir dann aber Tozans Vers: Wunderbar wie wunderbar. Die Predigten empfindungsloser Wesen. Wenn du mit deinen Ohren hörst, gehst du fehl. Lausche mit den Augen, dann hörst du sie.

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