3.12.2014
Lehrer- und Schüler-Rollen in der spirituellen Schulung
“Gastgeber und Gast” in der Zen-Tradition TEIL 1
Christoph Rei Ho Hatlapa spricht in diesem Vortrag über die Rollen des „Gastgebers“ und des „Gastes“ in der Begegnung zwischen Praktizierenden des Zen. Als „Gastgeber“ wird bei Meister Rinzai derjenige Aspekt oder diejenige Person bezeichnet, der bzw. die sich auskennt, die Übersicht hat und die Situation durchschaut. „Gast“ ist der, der unsicher ist, etwas lernen möchte und die Situation noch nicht durchschaut.
Auch im Sinne der Frage, wer ist mit der Essenz im Kontakt und wer nicht, begegnen sich „Gastgeber und Gast“.
In modernen Seminaren wird von der Rolle des Facilitators gesprochen. Die Rollen von „Gastgeber und Gast“ oder von „facilitator“ wechseln dabei, je nach Situation und Anlass und sind nicht an Personen gebunden.
In den Begegnungen zweier Zen-Praktizierender, z.B. in einem „Mondo“, also einem Gespräch oder Austausch, wird jeweils festgestellt, wer ist wer. Rinzai stellt vier mögliche Konstellationen solcher Begegnungen dar. In der Zen-Tradition wird hier Wert darauf gelegt, jeweils auch klar zu stellen, wo bei einem „Gastgeber“, also einem Lehrer, noch blinde Flecken vorhanden sind und diese auch klar zu benennen. Wem die Umstände, ob nun die inneren oder die äußeren fremd sind, nimmt jeweils die Rolle des „Gastes“ ein. Die Umstände können dann unsere „Gastgeber“ sein. Aber auch eigene innere Reaktionen, die wir haben, können uns, in der Rolle des Gastes, als „Gastgeber“ dienlich sein. Und in der Rolle des Gastes können wir, mit offenen Augen, durch ein Tor der Wahrheit gehen…