Z0117 “Vermeide das Übel, praktiziere das Gute, reinige deinen Geist; dies ist die Lehre aller Buddhas” (Teisho vom 5.9.2020)

In Fall Nr. 225 (bzw. 215) des Kattoshu wird berichtet, wie der Zenmeister Niao-ko Tao-lin (jap.: Chōka Dōrin, 741–824) vom Gouverneur Bai Juyi (jap.: Haku Rakuten o. Letian, 772-846) nach der Essenz des Buddha-Dharma befragt wird und danach, wie man es übt. Als Antwort zitiert Meister Vogelnest (Niao-ko oder Choka bedeutet: Vogelnest) einen Satz aus dem Dhammapada: “Vermeide das Übel, praktiziere das Gute, reinige deinen Geist; dies ist die Lehrer aller Buddhas”.
Der in der Übungspraxis “gereinigte”, das heißt mit der ursprünglichen Buddhanatur in Einklang gebrachte Geist bringt uns dazu – ganz natürlich und ohne moralinsaure Anstrengung – Mitgefühl zu praktizieren.
Christoph Rei Ho Hatlapa erzählt die Geschichte der Übergabe des Zen durch Oi Saidan Roshi an seine deutschen Schüler und er berichtet, wie der Roshi sein Verständnis der Essenz des Zenbuddhismus weitergab.
Den Geist “zu reinigen”, bzw. das Mitgefühl im eigenen Herzen zu entwickeln, ist Ergebnis einer bewusst und selbstständig vorgenommenen Praxis, einer Übung. Im Kern des buddhistischen Weges ist also schon die soziale und politische Dimension und Wirkung angelegt. Durch die Übung, die selbstständige bewusste innere Praxis, verändert sich unsere Haltung im äußeren “realen” Leben und damit unsere Wirkung auf soziale und politische Zusammenhänge.
Neben der zunächst rein persönlichen Nutzung von Meditation und Übung für die eigene Weiterentwicklung kommt auf den folgenden Stufen des Entwicklungsweges das Auf-einander-Beziehen in der Sangha und dann auch die Wirkung im sozialen und politischen Leben ins Spiel. Das bedeutet es, die Erweckung des Mitgefühls im eigenen Herzens zu üben.
Letzten Endes geht es in der Übung nicht um persönliche Optimierung und Maximierung der eigenen biographischen Darstellung, sondern um die Fähigkeit, mit jeder Handlung und jeder Äußerung die Verbundenheit aller Wesen und Phänomene zum Ausdruck zu bringen und in Richtung von mehr Harmonie und Heilsamkeit zu entwickeln. Damit setzen wir die Tradition der 84 Generationen von Lehrern, angefangen mit dem Buddha, fort und geben sie weiter.
Christoph Hatlapa gibt die drei Statements von Oi Saidan Roshi weiter, die dieser seinen ersten Schülern in Deutschland, entnommen aus der Tradition des Zen-Buddhismus, ans Herz legte:
1.: Himmel und Erde und ich sind von derselben Wurzel, alle Dinge und ich sind von einer Substanz.
2.: Buddhismus ist, sich selbst kennenlernen. Sich selbst kennenlernen, heißt, sich selbst vergessen. Sich selbst vergessen, heißt, mit der ganzen Natur in Harmonie zu treten. (Dogen)
3.: Der wahre Weg ist nicht schwer, er verabscheut nur wählerische Wahl und Anhaftung. (Joshu)

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