Der Zenmeister Rinzai (chin.: Lin-chi I-hsüan, ) spricht von vier «Standpunkten» oder «Verfahren» des Umgangs mit Zenschülern: Manchmal wird der Mensch weggenommen und nicht die Umgebung; manchmal wird die Umgebung weggenommen und nicht der Mensch; manchmal wird sowohl der Mensch als auch die Umgebung weggenommen und manchmal wird weder der Mensch noch die Umgebung weggenommen. – Je nachdem, an was an ein Schüler, der zu Rinzai (Lin-chi) kommt, festhängt, wird er unterschiedlich «behandelt».
Voraussetzung des Weges ist immer ein vollständiges Erkennen von uns selber; wie auch Dogen betont: Den Buddhaweg gehen, bedeutet [zunächst] sich selbst zu erkennen. Nach dieser Selbst-Einsicht folgt das Selbst-Vergessen. Und dann können wir mit allen Erscheinungen in Resonanz sein und von allen Dingen erleuchtet werden.
Der Kanzler Zhang Jun (1097–1164), ein Schüler des Zenmeisters Dahui Zonggao (1089–1163), zeigte sich erleichtert und erfreut, als er die Standpunkte von Rinzai aus eigener Einsicht soweit nachvollziehen konnte, dass er die Vergänglichkeit aller Erscheinungen durchschaute und sich von den Verhaftungen daran lösen konnte. Als er das seinem Lehrer Dahui berichtete, wies dieser ihn darauf hin, dass Zhang auch die vier Standpunkte noch hinter sich lassen müsse, um sich frei in der Welt der Erscheinungen bewegen zu können. Denn wer noch an der «Götterperspektive» festhängt und sich nur dort einer (Pseudo-) Befreiung erfreut, ist nicht in der Lage, sich in der Welt der Erscheinungen, in der Sphäre Maras, frei zu bewegen. Und vom Gipfel des Berges der Erleuchtung aus lassen sich auch die Verirrten in den Tälern der Verwirrung nicht erreichen.
Christoph Rei Ho Hatlapa führt aus, dass auch wir in unserer Wohlstandsgesellschaft in usnerem Teil der Welt in gewisser Weise auf dem Gipfel des Wohlgefühls sitzen und die Tendenz um sich greift, Mauern um diese Wohlstandszonen zu errichten. Mauern, die verhindern sollen, dass wir uns mit der Welt der Niederungen befassen müssen, aus der wir nur unsere Ressourcen beziehen möchten und in die wir die Kollateralschäden unseres Wohlstands externalisieren wollen. Auf dem Markplatz dieser Welt haben wir es zunehmend dringlich mit der Frage zu tun, wie diejenigen, die Mauern um ihre Wohlstandszonen bauen wollen, ihre Bedürfnisse erfüllen können, ohne auf der anderen Seite der Mauern Desaster und Leid zu erzeugen und all das dann aus ihrer Wahrnehmung auszublenden.
Rinzai sagte noch: «Wenn du das Heilige liebst und das Weltliche hasst, wirst du im Meer von Geburt-und-Tod dahintreiben und versinken».
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