Z0095 Der Bereich Buddhas und der Bereich dieser Welt (Teisho vom 27.6.2019 Sommersesshin)

Der Zenmeister Rinzai (chin.: Lin-chi I-hsüan, ) spricht von vier «Standpunkten» oder «Verfahren» des Umgangs mit Zenschülern: Manchmal wird der Mensch weggenommen und nicht die Umgebung; manchmal wird die Umgebung weggenommen und nicht der Mensch; manchmal wird sowohl der Mensch als auch die Umgebung weggenommen und manchmal wird weder der Mensch noch die Umgebung weggenommen. – Je nachdem, an was an ein Schüler, der zu Rinzai (Lin-chi) kommt, festhängt, wird er unterschiedlich «behandelt».\r\nVoraussetzung des Weges ist immer ein vollständiges Erkennen von uns selber; wie auch Dogen betont: Den Buddhaweg gehen, bedeutet [zunächst] sich selbst zu erkennen. Nach dieser Selbst-Einsicht folgt das Selbst-Vergessen. Und dann können wir mit allen Erscheinungen in Resonanz sein und von allen Dingen erleuchtet werden. \r\nDer Kanzler Zhang Jun (1097–1164), ein Schüler des Zenmeisters Dahui Zonggao (1089–1163), zeigte sich erleichtert und erfreut, als er die Standpunkte von Rinzai aus eigener Einsicht soweit nachvollziehen konnte, dass er die Vergänglichkeit aller Erscheinungen durchschaute und sich von den Verhaftungen daran lösen konnte. Als er das seinem Lehrer Dahui berichtete, wies dieser ihn darauf hin, dass Zhang auch die vier Standpunkte noch hinter sich lassen müsse, um sich frei in der Welt der Erscheinungen bewegen zu können. Denn wer noch an der «Götterperspektive» festhängt und sich nur dort einer (Pseudo-) Befreiung erfreut, ist nicht in der Lage, sich in der Welt der Erscheinungen, in der Sphäre Maras, frei zu bewegen. Und vom Gipfel des Berges der Erleuchtung aus lassen sich auch die Verirrten in den Tälern der Verwirrung nicht erreichen.\r\nChristoph Rei Ho Hatlapa führt aus, dass auch wir in unserer Wohlstandsgesellschaft in usnerem Teil der Welt in gewisser Weise auf dem Gipfel des Wohlgefühls sitzen und die Tendenz um sich greift, Mauern um diese Wohlstandszonen zu errichten. Mauern, die verhindern sollen, dass wir uns mit der Welt der Niederungen befassen müssen, aus der wir nur unsere Ressourcen beziehen möchten und in die wir die Kollateralschäden unseres Wohlstands externalisieren wollen. Auf dem Markplatz dieser Welt haben wir es zunehmend dringlich mit der Frage zu tun, wie diejenigen, die Mauern um ihre Wohlstandszonen bauen wollen, ihre Bedürfnisse erfüllen können, ohne auf der anderen Seite der Mauern Desaster und Leid zu erzeugen und all das dann aus ihrer Wahrnehmung auszublenden.\r\nRinzai sagte noch: «Wenn du das Heilige liebst und das Weltliche hasst, wirst du im Meer von Geburt-und-Tod dahintreiben und versinken».\r\n\r\nWir freuen uns sehr über eine Spende, um die Kosten für die Erstellung dieses Podcast zu decken. Sie finden die Kontodaten/Paypal auf unserer Website http://choka-sangha.de/kontakt/spenden/\r\nHerzlichen Dank

Z0094 Die Kraft der Namen und Benennungen (Teisho vom 26.6.2019 Sommersessshin)

In dieser Welt versehen wir gewohnheitsmäßig Dinge, Situationen und Personen mit Namen und Bezeichnungen. Im Koan von Shuzans Shippei (Mumonkan Fall 43) wird die Frage aufgeworfen, ob unsere Gewohnheit des Benennens und Bezeichnens wirklich das Wesen der Dinge trifft. Aus dem unterscheidenden Geist heraus trennen wir die Dinge aus ihrem größeren Kontext. Es geht darum, WIE wir notwendige Bezeichnungen und Konzepte verwenden. Am Beispiel der Namensgebung seiner Töchter erläutert Christoph Rei Ho Hatlapa die Kraft und Bedeutung einer aufmerksamen und mit den «Dingen» verbundenen Namensgebung. Namen stellen Bezüge her und sind mit Anschauung und (visionären) Zielen verbunden.\r\nWas immer wir auch benennen, und dadurch hervorheben, bleibt gleichwohl gleichzeitig immer ein Teil des Großen Ganzen.\r\n\r\nWir freuen uns sehr über eine Spende, um die Kosten für die Erstellung dieses Podcast zu decken. Sie finden die Kontodaten/Paypal auf unserer Website http://choka-sangha.de/kontakt/spenden/\r\nHerzlichen Dank

Z0093 Wer ist verantwortlich? (Teisho vom 25.06.2019 Sommersesshin)

Das Koan «Der sehr starke Mann» im Mumonkan Fall 20 stellt die Frage nach dem Subjekt des Handelns und der Verantwortlichkeit. Shôgen Sôgaku (1139-1209, chin.: Sung-yüan Ch\’ung-yüeh) fragte: «Warum kann ein Mann von großer Kraft sein Bein nicht heben?», oder, nach einer anderen Übersetzung: «Warum stellt sich der erleuchtete Mensch nicht auf seine Füße und erklärt sich selbst?»\r\nAus unseren theistischen Traditionen kennen wir das Problem der Theodizee: Warum lässt ein allmächtiger und allgütiger Gott das Leiden zu?\r\nDen Buddhismus verstehen wir als Chance, Spiritualität transformativ zu praktizieren. Wir verstehen uns als Akteure innerhalb eines großen, über unsere kleine «Ich-Allein-Perspektive» weit hinausreichenden Zusammenhangs. Indem wir uns im Samadhi des Horchens auf diese größeren Zusammenhänge üben, können wir uns aus der Verstrickung im Leiden lösen und zu einem freudvollen Akteur innerhalb der großen Interdependenz werden. Und dann können wir auch hilfreich im Sinne der «Errettung der Wesen» innerhalb dieses großen Zusammenhangs wirken. Aus der Frage der Verantwortlichkeit wird damit ein Impuls des freudvollen und heilsamen Handelns und Mitgestaltens.\r\n\r\nWir freuen uns sehr über eine Spende, um die Kosten für die Erstellung dieses Podcast zu decken. Sie finden die Kontodaten/Paypal auf unserer Website http://choka-sangha.de/kontakt/spenden/\r\nHerzlichen Dank

Z0092 Der Geist ist wie ein Künstler (Teisho vom 9.6.2019 Pfingstsesshin)

Das Gleichnis vom Geist aus dem Avatamsaka-Sutra wird im Kattoshu, Fall Nr. 102, angesprochen.\r\n \”In der gesamten Welt gibt es nichts, das nicht durch den Geist hervorgebracht wird\”, so lautet eine Kernaussage des Avatamsaka-Sutra. Die Erscheinungsformen dieser Welt – die \”fünf Skandhas\” – werden von uns in der Regel zunächst einmal persönlich genommen. Wir personalisieren die Dinge und die Verhältnisse und dann neigen wir dazu, uns damit zu identifizieren. Diese Tendenz des \”Greifens\” soll in der Zen-Praxis dekonstruiert werden. Dagegen zeigt sich in der Wahrnehmung des Künstlers die Welt als Entwurf. Und gerade dann, wenn wir spielen, erleben wir oft die tiefere und eigentliche Schönheit der Welt. Indem wir \”abhold wählerischer Wahl\” werden und weniger ergreifen, sondern unmittelbarer erleben, kann sich die offene Weite und die Klarheit zeigen, von der Bodhidharma sprach.\r\n Das ist das, was wir im Zen anstreben: Dass wir uns vom Geist so ergreifen lassen, dass wir unsererseits nichts ergreifen müssen.\r\n\r\nWir freuen uns sehr über eine Spende, um die Kosten für die Erstellung dieses Podcast zu decken. Sie finden die Kontodaten/Paypal auf unserer Website http://choka-sangha.de/kontakt/spenden/\r\nHerzlichen Dank

Z0091 Angulimala und die schwere Geburt (Teisho vom 8.6.2019)

Teisho vom 8.6.2019 Pfingstsesshin\r\n\r\nIm Kattoshu, Fall Nr. 173, wird eine Erzählung aus dem Angulimala-Sutra angesprochen. Und es wird die Frage thematisiert, worauf es bei der Charakterbildung ankommt: auf die Geburt, wir würden sagen, auf die Erbanlangen, oder auf die Erziehung. Anhand der Geschichte des Gewalttäters Angulimala, der vom Buddha in die buddhistische Sangha aufgenommen wurde, wird deutlich, wie eine Begegnung mit dem Buddha-Dharma lebensverändernd wirken kann. Bis dahin, dass ein Wandel möglich wird, der nur mit einer (Wieder-) Geburt verglichen werden kann. Vom tiefen Vertrauen des Buddha in JEDEN Menschen getragen, entwickelte sich, so die Legende, der Verbrecher Angulimala zu einem vorbildlichen Mönch.\r\nFür uns, die wir auch oft in kleinere oder größere Machtinteressen verstrickt sind, kann eine Wende darin liegen, im Alltag wirksam tiefes Mitgefühl anzuwenden. \r\n\r\n\r\nWir freuen uns sehr über eine Spende, um die Kosten für die Erstellung dieses Podcast zu decken. Sie finden die Kontodaten/Paypal auf unserer Website http://choka-sangha.de/kontakt/spenden/\r\nHerzlichen Dank

Z0090 Joshu’s Eiche im Garten (Teisho vom 7.6.2019)

7.6.2019 Pfingstsesshin (Mumonkan, Fall Nr. 37)\r\n\r\nDer indische Mönch Bodhidharma kam um 420 in China an und meditierte in der Nähe des jetzigen Shaolin-Tempels in einer Höhle neun Jahre mit dem Gesicht zu einer Wand. Er hatte, soweit uns überliefert ist, vier Schüler. Heute berufen sich Millionen von Buddhisten auf die Tradition, die er begründete.\r\nFür uns geht es darum, so erläutert Christoph Rei Ho Hatlapa, den Aspekt von Bodhidharma in uns selber zu erwecken. Aber wie kann das gehen? Joshu antwortet auf die Frage danach: Die Eiche! – Oder, wie eine andere Übersetzung lautet: Der Wacholder.\r\nEin knorriger Eichbaum – oder ein großer Wacholder – ist vielleicht für den Zimmerman und den Tischler nicht zu gebrauchen, aber eine Eiche bietet tausenden von Kleintieren Lebensraum, sie filtert die Luft und sie produziert den Sauerstoff, den wir atmen. Eine Eiche bringt die Luft zum Atmen hervor und bietet dem Leben Raum. In einem solchen Baum können wir eine vitale, massive und stabile Verbindung zwischen Himmel und Erde erkennen. Und in der Übung geht es für uns darum, uns selber diesen Aspekt anzuverwandeln und IN UNS ein solches Verhältnis zu Himmel und Erde zu entwickeln. Und speziell die Zeit während der Übung eines Sesshins, auch mit ihren kleinen Einschränkungen was den gewohnten Komfort angeht, kann uns dabei helfen unser Leben zu verwesentlichen. Wenn wir auf diesem Weg – vielleicht vom Bild einer Eiche inspiriert – vorankommen, können wir uns schrittweise aus der Gefangenschaft einer gegenständlichen Sicht auf die Welt befreien und selber die Qualität der Verbindung zwischen Himmel und Erde in uns entwickeln.\r\n\r\n\r\nWir freuen uns sehr über eine Spende, um die Kosten für die Erstellung dieses Podcast zu decken. Sie finden die Kontodaten/Paypal auf unserer Website http://choka-sangha.de/kontakt/spenden/\r\nHerzlichen Dank

Z0089 Die 3 Kategorien und die 5 Skandas (Teisho vom Juli 2000)

Teisho von Juli 2000\r\n\r\nChristoph Rei Ho Hatlapa spricht in diesem Teisho über die 18 Sinnesbereiche (Form, Geruch, Ton, Geschmack, Empfindungen, Geistesobjekte /Augen, Ohren, Nase, Zunge, Leib, Geist/ Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen, Denken), die wir in der Zenpraxis erforschen und die uns permanent dazu verführen eine Identität aufzubauen und zu kultivieren.\r\n\r\nFür den Buddha war es essentiell diese identitätsstiftenden Bereiche klar zu durchleuchten, sie tief zu erforschen. Er hat festgestellt, dass die Entwicklung von Identität mit den Bereichen, zu Leid führt.\r\n\r\nWenn wir wirklich ernsthaft forschen, stellen wir fest: Da gibt es gar kein Ich. Der Gedanke ist ein Gedanke. Gedanken kommen und gehen. Wir wissen nicht, woher sie kommen. Es ist sinnlos, zu sagen, das ist mein Gedanke, denn es gibt kein „mein oder dein“. \r\n\r\nIn diesem Teisho hören wir, wie fein die Erforschung der Sinnesbereiche aufgebaut ist. Zunächst beginnen wir mit dem Körper, der Sitzhaltung – wie wir sitzen, so ist unser Geist. \r\nUnd erforschen dann sukzessive weiter, was in das Feld unserer Achtsamkeit kommt. \r\n\r\nEs lohnt sich, die Welt, die sich uns zeigt, in dem Moment, in dem wir nach innen leuchten, zu durchdringen, damit wir uns nicht identifizieren und somit das Leid verringern. All das, woran wir hängen, all die Gewohnheiten, Gedankenmuster, die unsere innere Welt geprägt haben, in allen 5 Wahrnehmungsbereichen, durchleuchten, bis zu der Frage: Wer ist es? \r\n\r\nUnd einfach sein lassen. \r\n\r\nWir freuen uns sehr über eine Spende, um die Kosten für die Erstellung dieses Podcast zu decken. Sie finden die Kontodaten/Paypal auf unserer Website http://choka-sangha.de/kontakt/spenden/\r\nHerzlichen Dank

Z0088 Achtsamkeit und Konsequenz (Teisho vom 12.1.2019)

Zazen zu üben, so erklärt Christoph Rei Ho Hatlapa in diesem Vortrag während eines Anfängersesshins, bedeutet, erwacht und mit Freude zu leben. Anhand des Koans von Joshus \”Wasche deine Schalen!\” (Mumonkan Nr. 7) stellt er dar, was es bedeutet, sich auf das Üben einzulassen und dann auch über die eigenen Einsichten hinaus Konsequenzen aus der Übungspraxis zu ziehen. Vollständiges Handeln, so wird dann mehr und mehr klar, bedeutet auch, sich des eigenen Tuns und Lassens bis in die letzten Konsequenzen klar zu werden und sich darin zu üben, diese Klarheit in konsequentes Handeln umzusetzen.\r\n\r\nWir freuen uns sehr über eine Spende, um die Kosten für die Erstellung dieses Podcast zu decken. Sie finden die Kontodaten/Paypal auf unserer Website http://choka-sangha.de/kontakt/spenden/\r\nHerzlichen Dank

Z0087 Umgang mit ethischen Fragen innerhalb der buddhistischen Sangha (Teisho vom 10.3.2019)

In einem Koan aus dem Kattoshu (Fall Nr. 255) beantwortet der Meister Ciming [Shishuang] Quyuan, (jap.: Sekiso Soen, 986-1039) die Frage auf die Natur des Weges (Dao, bzw. Dharma) so: \”Obwohl darauf herumgetrampelt wird, keinen Ärger empfinden!\”. Cimings Lehrer, Fen-yang Shan-chao (jap.: Funyo Zensho, 947-1024) vernachlässigte seinen Schüler Ciming lange Zeit und behandelte ihn dann auch noch sehr grob und beschimpfte ihn sogar. Und als Ciming sich schließlich darüber beklagen wollte, hielt sein Lehrer ihm gewaltsam den Mund zu. Woraufhin Ciming eine Einsicht erlebte. Später, als schon älterer Lehrer, wird Ciming dann von einem Mönch bei einer Frau gefunden, wo er sich aufhält, während von ihm ein Vortrag erwartet wird.\r\n Christoph Rei Ho Hatlapa spricht in diesem Zusammenhang den Prozess des öffentlichen \”Aufräumens\” an, der momentan in Bezug auf das ethische – oder wenig ethische – Verhalten buddhistische Lehrer im Westen vorangetrieben wird. Ein Prozess, der auch nötig erscheint, da die autoritäre Ausrichtung der Beziehung zwischen Schülern und Lehrern im Zuge eines Wandels zu einem mehr demokratischen Verhältnis und einer mehr selbstverantwortlichen Haltung überprüft werden muss. Und er weist noch einmal darauf hin, wie wichtig es ist, dass diejenigen, die bestimmte Funktionen als Lehrer in der Sangha bekleiden, ihr ethisches Verständnis so ausrichten, dass ein Vertrauen in ihr Verhalten auch gerechtfertigt ist.\r\n\r\nWir freuen uns sehr über eine Spende, um die Kosten für die Erstellung dieses Podcast zu decken. Sie finden die Kontodaten/Paypal auf unserer Website http://choka-sangha.de/kontakt/spenden/\r\nHerzlichen Dank

Z0086 Den inneren Einklang finden, der uns zum Ausdruck unserer wahren Natur macht (Teisho vom 9.3.2019)

Den inneren Einklang finden, der uns zum Ausdruck unserer wahren Natur macht \r\n\r\nIn der alten chinesischen Erzählung von Seijos Seele, auf die im Koan Mumonkan Fall Nr. 35, \”Seijos Seele ist getrennt\” angespielt wird, geht es im Gewand einer Geistergeschichte um eine Persönlichkeits-Dissoziation. \r\nAuch uns geht es oft so, dass wir einen Großteil der Zeit fremdbestimmt funktionieren. Und die Frage ist dann, wie wir – aus der Zerstreutheit des Alltags – in die innere Echtheit des Nicht-Zwei kommen. Und wieder in Kontakt mit den Empfindungen, die wir wirklich haben, kommen können.\r\nDie Übung der stillen Meditation kann uns dazu verhelfen, uns wieder mit der Kraft der Wirklichkeit anzufreunden. Und schließlich kann sie uns dazu verhelfen, zum Ausdruck dessen zu werden, was in uns wirkt. ES wirkt dann durch uns.\r\n\r\nWir freuen uns sehr über eine Spende, um die Kosten für die Erstellung dieses Podcast zu decken. Sie finden die Kontodaten/Paypal auf unserer Website http://choka-sangha.de/kontakt/spenden/\r\nHerzlichen Dank