Z0032 „Gehen mit nackten Füßen“

Christoph Rei Ho Hatlapa spricht in diesem Zen-Vortrag über die Frage, mit welcher Haltung wir über unsere Bedürfnisse denken. In der Koansammlung Kattoshu, Fall Nr. 108, unter dem Titel „Die im Gewand eingewickelten Strohsandalen“, fragt ein Mönch den Meister Tozu Hoshu: „Was ist deine Übungsform?“ Hoshu erwidert darauf: „Ich wickle meine Strohsandalen in mein Kesa (Gewand) ein.“ Der Mönch fragte: „Was bedeutet das?“ Hoshu antwortete: „Ich gehe mit meinen nackten Füßen hinab nach Tongshen“.\r\n\r\nChristoph Hatlapa erzählt dazu von der Praxis des Takuhatsu, des rituellen sogenannten „Bettelns“ in Japan, dass dort allerdings ganz anders verstanden wird, als wir es üblicherweise gewohnt sind. In dieser klösterlichen Tradition wird auch mit den Gebrauchsgegenständen des Alltags ungewöhnlich sorgsam umgegangen.\r\n\r\nDas „Gehen mit nackten Füßen“ als Übung und als grundsätzliche Haltung erläutert Christoph Hatlapa anhand der Gewohnheit eines kanadischen Wildnislehrers, der mit nackten Füßen in den Wald geht. Und er weist darauf hin, dass wir durch ein bewusstes Erleben dieser Zusammenhänge – und durch deren Übung – unsere Verbindung mit der Welt bewusster gestalten können.

Z0031 „Der Weg des Nichtwissens“

26.9.2015\r\nMumonkan Nr. 26\r\n\r\nChristoph Rei Ho Hatlapa thematisiert in diesem Zen-Vortrag, anhand des Koans Nr. 26 aus der Sammlung Mumonkan, den sogenannten „Weg des Nichtwissens“: „Ein heiliger Weg, ein mutiger Weg, manchmal auch ein unangenehmer Weg…“. Der „akademisch“ gelehrte Mönch Hogen, der im Koan als der Fragesteller vorkommt, muss erst seine gesamte Gelehrsamkeit und seine intellektuellen Konzepte loslassen, bevor er zu einer wirklichen Einsicht kommen kann und damit erkennt: „Jedes Ding zeigt sich von selbst“.\r\n\r\nUnd Christoph Hatlapa weist uns darauf hin: Auch die „Nichtfühlenden Dinge“ können in gewisser Weise zu uns sprechen. Wir erfahren etwas über die Wirklichkeit, indem wir uns auf sie einlassen. Jenseits unserer Konzepte. Wirklich erfahrbar ist das Leben nur, wenn wir nicht urteilen. Wenn wir wirklich in einem konzeptlosem Kontakt mit der Welt sind, dann zeigt sich alles, was dabei geschieht, als das Leben selbst – und das kann dann unser Leben heiligen. Dann ist, jenseits von Gewinnen und Verlieren, nichts verkehrt. Und wir wollen dann nichts richtig machen, wir wollen nichts falsch machen, wir wollen nicht gut sein, wir wollen nicht schlecht sein – wir wollen einfach in Kontakt kommen mit dem großen Leben.

Z0030 „Die Wahl zwischen Himmel und Hölle“

10.7.2015\r\nKattoshu Nr. 13: Langzhongs Hölle \r\n\r\nAuf die Frage eines Mönches, ob auch erleuchtete Meister in die Hölle geraten können, antwortet Joshu: „Sie sind als erste dort, um den anderen zu helfen…“.\r\n\r\nWir neigen leicht dazu, mit Hilfe von dualistischen Konzepten die Welt in „Himmel“ und „Hölle“ einzuteilen. Tatsächlich haben wir immer, so betont Christoph Rei Ho Hatlapa in diesem Vortrag, die Wahl: Nicht nur im oft harten Zen-Training in Japan, auch in unserem Alltagsleben, ist es oft genug die eigene Entscheidung, die die Situation, in der wir sind, in die eine oder andere Richtung lenkt. Wir sind zwar auch unterstützungsbedürftige Wesen, haben aber öfter als wir meinen, die Wahl, ob wir die Höllendramatik, in der wir uns sehen, umwandeln möchten oder nicht.\r\n\r\nAuch von unserem Lehrer, oder besser, von unserem Kalyanamitra (skr.: Spiritueller Freund, Mentor) werden wir immer wieder daran erinnert, dass wir die Wahl haben. Und auch die schwierigen Erfahrungen, in die wir gestellt sind, können dann zu einem Wachstumsbereich werden, der letztendlich ein Segen für uns ist.

Z0029 „Den Raum für Erfahrungen schaffen“

9.7.2015\r\nKattoshu Fall 93 (101): Baizhangs neues Reisfeld\r\n\r\nBaizhang Wezheng, er lebte im 8./9. Jahrhundert, wurde von seinen Mönchen gebeten, die „Große Sache“, also die „Leerheit“, Wu oder Mu, zu erklären. Er schickte sie zunächst ein neues Reisfeld anzulegen. Als das erledigt war, machte er Anstalten einen Vortrag zu halten, öffnete aber einfach nur die Arme…\r\n\r\nChristoph Rei Ho Hatlapa erläutert in diesem Vortrag, wie die Einsicht in das „Große Prinzip“ eigene Erfahrungen und eigene innere Prozesse voraussetzt. Sich leer machen, in sich ausräumen und ausmisten sind Grundvoraussetzungen, um das zu erfahren, was im Zen mit „Mu“ ausgedrückt wird. Wenn wir das ein Stück weit geschafft haben, gelingt es uns vielleicht, dem Wirken von „Mu“ in der Stille beizuwohnen.\r\n\r\nDie bloße Erklärung lässt das eigentliche Subjekt außen vor. Das Essentielle können wir erfahren und erleben, aber nicht mit Worten erklären.

Z0028 „Zen-Praxis in unsicheren Zeiten“

8.7.2015\r\nHekiganroku Koan Fall Nr. 35: Manjushris Dreierlei und Dreierlei\r\n\r\nIn diesem Koan wird eine Begegnung des historischen Mönches Muchaku mit dem legendären „transzendenten“ Bodhisattva Manjushri auf einem der heiligen Berge im China zum Ende der Tang-Zeit. Die damalige Zeit war geprägt von politischen Wirren und der Mönch hatte auch eine der großen Buddhistenverfolgungen miterleben müssen. Er stellt sich die Frage, was wohl aus dem, was ihm am Herzen liegt, werden mag, in solch unsicheren Zeiten.\r\n\r\nAnhand einer anderen Erzählung über eine kleine Gruppe von Mönchen, die sich in ihrem Verhalten verändern, nachdem ihnen nachgesagt wurde, dass aus ihrer Mitte Maitreya hervorgeht, wird deutlich, wie sich unsere Erwartungen sowohl negativ als auch konstruktiv auswirken können. Was wir jedenfalls beeinflussen können, ist erstens einmal unser eigenes Herz und dann unsere unmittelbare Umgebung. Und darauf können wir uns konzentrieren.

Z0027 „Einen eigenen Beitrag leisten“

7.7.2015\r\nShoyoroku Koan Fall Nr. 73: Sosan erfüllt die Sohnespflicht\r\n\r\nIm Koan begegnet uns Sosan, einer der Begründer der Soto-Schule des Zen-Budhismus.\r\nDie Metapher „die Sohnes- (oder Kindes-) Pflicht erfüllen“ steht im Zen für das Erlangen des ersten Ziels des Übungsweges: Die eigene Einsicht und das eigene Erwachen. \r\nDer Umgang mit der eigenen Herkunft, den Vorfahren, dem eigenen Land und so weiter, fällt uns oft schwer. Christoph Hatlapa erzählt aus seiner eigenen Lebensgeschichte und aus den Traditionen der indigenen Stämme Amerikas und erläutert, wie unterschiedlich das „Andocken“ des Einzelnen an seine Herkunft jeweils verstanden werden kann. Mit der Verbindung zu den Vorfahren ist aber oft wiederum auch ein Verhältnis zu den eigenen Nachkommen und der Perspektive der Folgen der eigenen Entscheidungen und Handlungen für die Nachwelt verbunden.\r\n\r\nMit dem Hinter-uns-lassen der eigenen Illusionen „beerdigen“ wir all das, mit dem wir uns zuvor identifizierten und öffnen uns für die eigentlichen Einsichten. Aber damit sind wir – nach der Zen-Tradition – erst auf dem halben Wege. Danach können wir unsere frei gewordenen Energien, im Hier & Jetzt zu handeln, selber betätigen. Und, wie wir im Zen sagen, „auf den Marktplatz“ gehen. Ohne „besonders“ sein zu wollen, leisten wir dann einen eigenen Beitrag zu einer heilsamen Entwicklung unserer Welt. Und die „große Freiheit“, die wir dann haben, drückt Sosan in einer Metapher aus, wenn er sagt, er liebe es, „sich vollständig zu besaufen“…\r\n\r\nDenn dann, wenn wir den „Großen Tod“ gestorben sind, dann haben wir Grund zu feiern!

Z0026 „Jenseits von »Hitze und Kälte«“

6.7.2015\r\nJenseits von „Hitze und Kälte“\r\nHekiganroku, Beispiel 43\r\n\r\nEin Mönch fragte Tozan: „Kälte und Hitze überfallen uns. Wie können wir ihnen entgehen?“ Tozan sagte: „Geh\’ dorthin, wo es weder Hitze noch Kälte gibt!“ Der Mönch fragte: „Wo ist aber dieser Ort, wo es weder Hitze noch Kälte gibt?“ Tozan antwortete: „Wenn es kalt ist, friere so, dass es dich vollständig tötet, wenn es heiß ist, lass dich von der Hitze zu Tode kochen!“\r\n\r\nAuf dieses Koan wurde vom japanischen Zen-Meister Kaisen Joki angespielt, als er in seinem brennenden Kloster dem Tod entgegensah. Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Zen-Tempel „Erinji“ mitsamt den Mönchen darin vom machtgierigen General Nobunaga niedergebrannt, weil die Mönche einen Gegner des Generals beerdigt hatten. Wie es heißt, starb der Zen-Meister Kaisen Joki (1500 – 1582) in den Flammen, indem er aus dem Hekiganroku zitierte und seinen Mönchen sagte, wer im tiefen Samadhi verweile, für den wehe auch im Feuer noch eine kühle Brise.\r\n\r\nIn den Flammen, auf dem Scheiterhaufen, starb auch, heute vor 600 Jahren, der christlicher Theologe und Reformator Jan Hus (1369 – 1415), der, 100 Jahre vor Luther, die nach ihm benannte Bewegung der Hussiten auslöste. Jan Hus, so Christoph Hatlapa, trat für die Gewissensfreiheit und für den Dienst an der Wahrheit ein und stand auch – bis zum Schluß – zu seinem Wort.\r\n\r\nUnd auch in unserem Leben können wir vor Situationen gestellt werden, wo wir vor der Frage stehen, ob wir bei unserer Wahrheit bleiben können, auch wenn es brenzlig wird…\r\n\r\nDie Frage, wie wir selber mit unseren ethischen Grundsätzen umgehen, kann etwa dann akut werden, wenn wir mit ungerechtfertigten Vorurteilen gegen uns konfrontiert werden und deswegen auch mit sehr unangenehmen Konsequenzen rechnen müssen. Dann stellt sich die Frage, ob wir mit dem Ort „in uns“, mit unserer inneren Wahrheit, verbunden sind, die uns durch die Anfeindungen und das „Feuer“ hindurch tragen kann. Und manchmal, so Christoph Hatlapa, hilft es ja wirklich, wenn es heiß wird und wir glauben, es wird unerträglich, dass wir dann „an diesen Ort gehen, wo Hitze und Kälte nicht mehr den Geist beherrschen“.

Z0025 „Echtheit vor Schönheit“

25.5.2015\r\nEchtheit vor Schönheit\r\nMumonkan, Fall Nr. 39: Umons „Ein Fehler beim Sprechen“\r\n\r\nChristoph Rei Ho Hatlapa spricht in diesem Vortrag über die Frage nach der „Echtheit“. In einer alten Zen-Geschichte beanstandet der Zen-Meister Umon die eigentlich fehlerfreie Zitation eines berühmten Gedichtes durch einen Mönch: „Buddhas Glanz erleuchtet still das ganze Universum…“\r\n\r\nDie modernen Psychologen belehren uns darüber, wie wir aufgrund unserer frühkindlichen Programmierung oftmals mit Standardreaktionen auf das Leben zugehen. Es geht aber um die Frage, was uns „echt sein“ bedeutet. „Wenn wir echt sind, dann ist das schon ein Segen für die Welt“, betont Christoph Hatlapa in diesem Vortrag. Und: Es kann unsere Entscheidung sein, aus der leidvollen Welt des Samsara jederzeit in die Welt des Wohlergehens überzutreten – kraft der Echtheit! Er legt uns nahe, mit unserem „Ur-Antlitz“ zu schauen, über die Wahlperiodensicht hinaus und in diejenige Perspektive zu gehen, in der wir, wie es heißt, „das Universum still erleuchten“ können.

Z0024 „Die Gestaltung einer mitfühlenden Welt“

24.5.2015\r\nVoraussetzungen für die Gestaltung einer mitfühlenden Welt\r\n\r\nAnlässlich der Seligsprechung Óscar Romeros (1917-1980), des ehemalige Erzbischofs von San Salvador, erzählt Christoph Rei Ho Hatlapa in diesem Zen-Vortrag von der Geschichte seines eigenen sozialen Engagements. Ein Engagement, das in den Studentenunruhen der 68er Zeit begann, ihn dann nach Südamerika führte und weiter in die Arbeit als engagierter Rechtsanwalt in Bremen.\r\n\r\nIm Laufe der Geschichte seines Engagements ist er aber dann, wie er sagt, aus verschiedenen Welterklärungsmodellen ausgestiegen. Das Zen, so sagt er, zertrümmerte dann auch noch jedes seiner übrig gebliebenen Konzepte. Er fand sich zurückgeworfen auf das reine sozial engagierte Mitgefühl. Und dann bleibt uns als Perspektive, so schließt er, dass wir rechtzeitig bei uns selber die Voraussetzungen schaffen, um eine mitfühlende Welt zu gestalten.

Z0023 „Erlangen heißt Nicht-Erlangen“

23.5.2015\r\nRinzai-Roku\r\n„Erlangen heißt Nicht-Erlangen“\r\n\r\nChristoph Rei Ho Hatlapa spricht in diesem Vortrag, anhand eines Zitats des Zen-Meisters Rinzai, darüber, was es bedeutet, zur Wirklichkeit der Lehre des Buddha – des „Dharma“ – und des Gesetzes des Großen Lebens, zu erwachen.\r\n\r\nIm Rinzai-Roku heißt es dazu: „Erlangen heißt Nicht-Erlangen.“ Einerseits gibt es zwar „im Augenblick nichts zu tun“, wie Rinzai es ausdrückt, andererseits kennen wir den Achtfachen Pfad, die Vier Edlen Wahrheiten und die Sechs Paramitas usw.\r\n\r\nWer „sein inneres Licht auf sich selbst richtet“, weiß zwar, dass es nichts mehr zu suchen gibt, gleichwohl praktizieren wir, „üben“ wir aber doch „den Weg“ – das Dharma – in jedem gegenwärtigen Augenblick neu. Wir können keine Aussagen über den Buddhismus machen, so betont Christoph Hatlapa, ohne dass wir die Übung mit einbeziehen.